Über das Projekt

Die Sächsische Staatskapelle Dresden kann sich auf eine große Tradition beziehen: gegründet 1548, wurde sie in ihrer Geschichte von Kapellmeistern internationalen Ranges geleitet. Heinrich Schütz, Johann Adolf Hasse, Carl Maria von Weber und Richard Wagner waren zugleich bedeutende Komponisten; im 20. Jahrhundert folgten ihnen mit Ernst von Schuch und Fritz Busch Chefdirigenten, die stets auf die Wahrung eines inzwischen legendären Klangideals bedacht waren.

Was diesen Klang wie „Glanz von altem Gold“ (Herbert von Karajan) bestimmt, ist jedoch mehr als ein marktgängiger Mythos. Denn grundlegend dafür ist nicht nur ein Instrumentarium, das einer jahrhundertelangen Tradition mitteldeutschen Instrumentenbaus entstammt, sondern mehr noch die kontinuierliche Pflege von Spieltechniken, die über Generationen in einer engen Lehrer-Schüler-Filiation kultiviert wurden. So selbstverständlich diese Paradigmen einer Orchesterkultur für die Musiker*innen des Ensembles sind, so wenig sind sie schon genauer erforscht. Das Fehlen grundlegender, systematischer Forschungen zur Konstitution des Klangkörpers – sowohl personell wie hinsichtlich der Leitlinien seiner historisch gewachsenen Interpretation – bezeichnet ein künstlerisches wie wissenschaftliches Desiderat, für dessen Behebung die Erfassung aller relevanten Daten und Dokumente (Ton, Bild, Text, Musikalien etc.) im Rahmen dieses Projekts eine zentrale Voraussetzung ist.

Laufzeit: 01.01.2020 – 31.12.2022

Das ESF-geförderte Projekt hat eine Laufzeit von 36 Monaten und subsumiert durch seinen komplexen Ansatz zahlreiche Einzelstudien sowie partiell bereits geleistete archivalische Erschließungen, führt jedoch durch die Möglichkeit der Verknüpfung der Datensätze zu einer ganz neuen Qualität von Darstellung und Erforschung historischer Sachverhalte. Eine multimediale Präsentation der Ergebnisse (Text-, Bild- und Klangdokumente) ist in der vorgesehenen Form singulär (auch im internationalen Vergleich). Ein völlig neuer Ansatz ist zudem die Verbindung von archivalischen Recherchen zur Praxis des Instrumentenbaues sowie zu Fragen der (historischen) Aufführungspraxis; hier ergeben sich vielfältige Perspektiven „künstlerischer Forschung“, die nicht primär Gegenstand des Projekts sind, aber unmittelbar aus ihm hervorgehen.

Die Mitarbeiter*innen in diesem Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Michael Heinemann qualifizieren sich als Historiker oder Archivare, indem sie über große Sachkunde bei der Erschließung eines umfassenden Corpus historischer Dokumente (Handschriftenkunde, Systematisierungsaspekte etc. verfügen. Sie erwerben durch die Grundlagenarbeit vielfältige Kompetenzen auch in der Vermittlung komplexer kultureller Sachverhalte, etwa im Bereich von (Konzert-) Dramaturgie und (Tourismus-)Management. Durch die avisierte transnationale Zusammensetzung der Arbeitsgruppe, die bereits durch die historischen Beziehungen Sachsen – Polen, resp. Dresden – Warschau vorgegeben ist, werden sie zu aktiven Mitgliedern der scientific community und etablieren ein eigenes internationales Netzwerk, das ihre Kompetenzen nicht nur in Bereichen der IuK-Technologie verbessert (im Umgang mit Datenbanken, Digitalisierungsverfahren etc.). Das Projekt ermöglicht intensive Erfahrungen in der Verknüpfung wissenschaftlicher und künstlerischer, handwerklicher und kommunikativer Anforderungen sowie in Bezug auf die Steuerung groß dimensionierter Projekte. (Link Mitarbeiter)

Kooperationsstruktur:

Das Projekt entsteht in enger Zusammenarbeit des Instituts für Musikwissenschaft der HfM Dresden und dem Archiv der Sächsischen Staatstheater, wo etliche der hier benannten Aufgaben von Dokumentation im Archiv der Semperoper bereits erfüllt werden, Professor*innen musikwissenschaftlicher Forschungseinrichtungen in Warschau sowie der SLUB Dresden.